Beobachtungen

Weibchen von Pseudomalus auratus / © Ch. Venne
Weibchen von Pseudomalus auratus belegt Blattläuse / © Ch. Venne

Eiablage-Verhalten der Goldwespe Pseudomalus auratus (LINNAEUS, 1758)

Am 31. Mai 2020 war ich mit der Kamera im Garten unterwegs. Eigentlich wollte ich schauen, ob sich an der Färber-Resede die ersten Reseden-Maskenbienen blicken lassen. Zufällig sah ich, wie eine Goldwespe vom Typ Omalus/Pseudomalus (anhand der Fotos stellte sie sich später als ein Weibchen von Pseudomalus auratus heraus) auf einer stark verlausten Kornblume umher lief. Ich vermutete, dass sie dort die von den Blattläusen abgegebenen, stark zuckerhaltigen Ausscheidung auflecken wollte. Dieses Verhalten hatte ich schon bei verschiedenen Goldwespenarten beobachtet und es wird auch z.B. für Pseudomalus auratus von KUNZ (1994) oder LINSENMAIER (1997) erwähnt. Doch dann zeigte sich, dass sich diese Goldwespe auffallend stark für die Blattläuse selbst interessierte. Mit ausgestülpten letzten Hinterleibssegmenten krümmte sie sich wiederholte direkt über einer der Blattläuse ein. Sie platzierte Eier in oder an den Blattläusen, oder versuchte es zumindest.

Unsere heimischen Goldwespen leben als Parasitoide bei anderen Stechimmen aus den Gruppen der Bienen, Grabwespen und solitären Faltenwespen (die Gattung Cleptes als Ausnahme bei Pflanzenwespen). Eigentlich kannte ich bei Goldwespen eher das Verhalten, dass die Weibchen Ihre Eier direkt in die Brutzellen ihrer Wirte schmuggeln. Die Goldwespenlarve ernährt sich dann von der Wirtslarve und dem einegtragenen Proviant. Von der Goldwespe Hedychrum rutilans hatte ich schon gelesen, dass sie Ihre Eier auch blitzschnell an die von ihrem Wirt, der Grabwespe Philanthus tiangulum (Bienenwolf), im Flug zur Brutzelle transportierten Honigbiene (als Larvenfutter) legen kann und somit als Ei in die Brutzelle gelangt (habe ich allerdings selbst noch nie beobachtet). Pseudomalus auratus tritt als Parasitoid bei vorwiegend in Stängeln aber auch in Totholz nistenden Grabwespen aus den Gattungen Passaloecus und Pemphredon auf. Diese versorgen ihre Brutzellen mit Blattläusen. Das von mir bei Pseudomalus auratus beobachteten Eiablageverhalten deutet darauf hin, dass Pseudomalus-Arten ihre Eier nicht direkt in die Brutzellen, sondern an die Beutetiere ihrer Wirte ablegt. Das erklärt auch, weshalb man diese Goldwespen praktisch nie an totem Holz sieht, in dem einige ihrer potenziellen Wirt nisten.

Nachdem ich dieses Verhalten beobachtet hatte, recherchierte ich und sah dann mit Überraschung, dass PAUKKUNEN et al. (2015) genau dieses Verhalten für die Arten Omalus biaccinctus (Quelle WINTERHAGEN 2015), Omalus aeneus (eigene Beobachtungen), Pseudomalus auratus (eigene Beobachtungen) und Pseudomalus triangulifer (Quelle VEENENDAAL 2011) beschreiben (das hatte ich bisher wohl überlesen) und vermuten, dass dieses Verhalten ebenfalls bei den anderen Goldwespenarten aus diesen beiden Gattungen auftritt. Alle älteren Hinweise auf nicht von Blattläusen lebende Wirte ziehen sie aufgrund dieser Einschätzung in Frage! Potenzielle Wirte der Goldwespen aus den Gattungen Omalus und Pseudomalus sind somit alle Blattläuse für Ihre Brut eintrageneden Grabwespenarten. Vermutlich macht es für die Goldwespen Sinn, ihre Eier genau in den Bereichen an Blattläuse zu legen, in denen auch ihre Wirte jagen; und tatsächlich konnte ich an der verlausten Kornblume mindestens ein Weibchen einer kleineren Pemphredon-Art Blattläuse jagen sehen.

Eine weitere Goldwespenart, nämlich Holopyga generosa, zeigt dieses Verhalten bei der Parasitierung der Brutzellen ihres Wirtes, der Grabwespe Astata boops. Hier werden Wanzennymphen, die dann teilweise später von Astata eingetragen werden, mit Eiern belegt (VEENENDAAL 2012)!

Das Ganze erinnert irgendwie stark an die Geschichte des Trojanischen Pferdes vor den Toren Trojas aus der griechischen Mythologie!