Lebensräume

Offene Sanddüne in der Senne
© Ch. Venne
Kalkmagerrasen im Diemeltal
© Ch. Venne
Felsen im Ravensberger Hügelland
© Ch. Venne
Abgrabung am Wesergebirge
© Ch. Venne

Stechimmen besiedeln eine Vielzahl verschiedener Lebensräume. Zahlreiche Stechimmenarten sind Biotopkomplex-Bewohner. Sie benötigen für ihren Fortbestand Ressourcen, die sie in verschiedenen Teillebensräumen vorfinden. Zu den wichtigsten Requisiten eines Stechimmenlebensraumes gehören Nahrungsquellen zur Verproviantierung der Brutzellen bzw. Fütterung der Larven und zur Eigenversorgung (Pollen, Nektar, Beutetiere und Wirte), geeignete Nistsubstrate (grabbare Bodensubstrate, Totholz mit Käferfrassgängen oder anderen Hohlräumen, hohle Pflanzenstängel, Gallen oder Schneckenhäuser) und Baumaterialquellen (bindiger Boden, Totholz zur Papiernestherstellung). Zudem weisen zahlreiche Arten eine Bindung an wärmere Mikroklimate und sind dadurch in ihrem Vorkommen an Offenlandlebensräume gebunden.

Folgende Lebensräume haben in Ostwestfalen-Lippe eine hohe Bedeutung für Stechimmen:

  • offene Pionierfluren und Binnendünen
  • Sandmagerrasen
  • Zwergstrauchheiden (auch Feuchtheiden)
  • blütenreiches Magergrünland
  • Kalkmagerrasen (Wacholderheiden)
  • trockene Brachen (besonders auf Sand)
  • blütenreiche Wegraine
  • Steilwände
  • Felsen und Schotterflächen
  • strukturreiche, besonnte Waldränder
  • naturnahe, totholzreiche Wälder

Aus dieser Auflistung wird die besondere Bedeutung von land- und forstwirtschaftlich lediglich extensiv genutzten Offenlandlebensräumen für Stechimmen ersichtlich. Lebensraumtypen wie Pionierfluren, Binnendünen, Zwergstrauchheiden oder Kalkmagerrasen finden sich in Ostwestfalen-Lippe heute fast ausschließlich innerhalb der Kulisse von Schutzgebieten (FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete, Naturschutzgebiete) und werden durch die angesiedelten Biologischen Stationen (Gütersloh-Bielefeld, Ravensberg, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke, Paderborn-Senne) in Zusammenarbeit mit den Unteren Landschaftsbehörden der Kreise bw. kreisfreien Städte und der Bezirksregierung Detmold betreut.

Auch einige stark anthropogen überformte Bereiche haben heute ebenfalls eine große Bedeutung als Sekundärlebensraum für Stechimmen. Hierzu zählen:

  • Abgrabungen (Sand, Lehm, Ton, Löß)
  • Steinbrüche
  • Siedlungsraum (Gärten, Parks)

Der hohe Spezialisierungsgrad zahlreicher Stechimmenspezies hat zur Folge, dass viele Arten sehr empfindlich auf Veränderungen ihrer Lebensräume reagieren. Schon schwache Einflüsse auf ihren Lebensraum spiegeln sich im Artenspektrum und in der Populationsdichte vieler Stechimmen-Arten wider. Daraus resultiert zum einen die Tatsache, dass ein nicht geringer Anteil der in Deutschland vorkommenden Arten aufgrund der Lebensraumveränderungen akut gefährdet und in den Roten Listen vertreten ist, zum anderen, dass sich diese Tiergruppe besonders gut dazu eignet, Veränderungen in ihren Lebensräumen aufzuzeigen (Indikatorfunktion).