Plattwespen (Bethylidae)

Plattwespe
© Ch. Venne

Die Plattwespen, die wahrscheinlich als Schwestergruppe der Goldwespen (Chrysididae) anzusehen sind, sind weltweit mit über 2200 beschriebenen Arten verbreitet. Aus Deutschland sind bisher ca. 40 Arten bekannt geworden.

Der häufig verlängerte und abgeflachte Kopf hat dem Taxon seinen deutschen Namen eingebracht. Während die Männchen fast immer geflügelt sind, gibt es bei den Weibchen neben geflügelten und flügellosen Arten auch Formen mit reduzierten Flügeln. Die mitteleuropäischen Arten messen nur wenige Millimeter.

Plattwespenlarven leben ektoparasitisch an versteckten Entwicklungsstadien von Käfer- und Schmetterlingslarven. Manche Arten parasitieren auch Ameisen. Eine Reihe von Arten leben in synanthropen Bereichen wie Lagerhäusern und Vorratsspeichern. Hier werden Käferlarven bekannter Schädlinge wie Mehlkäfer oder Museumskäfer parasitiert. Die oftmals viel größeren Wirtslarven werden von den Weibchen mit mehreren Stichen paralysiert oder getötet (Stiche der Plattwespenweibchen können selbst für den Menschen schmerzhaft sein!). Freiliegende Larven werden in ein Versteck gebracht und dort mit Eiern belegt. Die Larvalentwicklung erfolgt ektoparasitisch, die Wirtslarve wird also von außen her aufgefressen. Weibchen mancher Arten betreiben Brutpflege indem sie die Eier und Larven bewachen und belecken. Dies geschieht offenbar um konkurrierende Parasitoide, Hyperparasiten und Pilzbefall abzuwehren. Nach der 2-3 Wochen dauernden Larvalphase verpuppen sich die Individuen. Die Überwinterung kann im Kokon oder als adultes Tier erfolgen. Bei subsozial lebenden Arten werden die Weibchen noch vor ihrem Schlupf in ihrem Kokon von protandrischen Männchen begattet (Protandrie bedeutet, dass die Männchen vor den Weibchen „heranreifen“ und deshalb früher schlüpfen). Wie alle Stechimmen sind auch die Plattwespen haplodiploidid. Aus unbefruchteten Eiern schlüpfen Männchen, die mit einem halpoiden Chromosomensatz ausgestattet sind. Aus befruchteten Eiern schlüpfen die diploiden Weibchen. Unbegattete Weibchen können also haploide Eier an einem Wirt legen und dort auf das schlüpfende Männchen warten, um sich von ihm begatten zu lassen.

Adulte Bethyliden können von April bis Oktober angetroffen werden, die Hauptflugzeit der meisten Arten scheint jedoch im Hochsommer zu liegen.

In OWL sind die Plattwespen faunistisch bisher unbearbeitet. Eine intensivere Bearbeitung der interessanten Gruppe wäre sehr wünschenswert.