Faltenwespen (Vespidae)

Berg-Feldwespe Polistes biglumis
© Ch. Venne
Schornsteinwespe Odynerus spinipes (W)
© Ch. Venne

Weltweit sind bis heute über 4000 Faltenwespen, von denen ca. 100 in Deutschland nachgewiesen sind, bekannt. Namensgebend ist die Gewohnheit der Tiere, ihre Flügel in Ruhestellung gefaltet über dem Körper zu tragen. Grundsätzlich kann man in der Gruppe der Faltenwespen zwischen sozialen und solitären Arten unterscheiden.

Weltweit sind bisher 780 Arten sozialer Faltenwespen aus zwei Teilgruppen (Polistinae und Vespinae) beschrieben worden. Aus Deutschland sind insgesamt 16 Arten bekannt, von den die meisten auch in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen wurden. Die Arten dieser Gruppe bilden Staaten (z.T. sehr individuenstark) in denen man verschiedene Kasten unterscheiden kann. Bei den Weibchen findet man ein reproduktionsaktives Tier, die Königin, und zahlreiche reproduktionsinaktive Arbeiterinnen, die die Versorgung der Brut der Königin übernehmen. Die Arbeiterrinnen werden durch spezielle Pheromone der Königin in ihrer Fortpflanzung unterdrückt, sind also nicht steril. Im Spätsommer produziert der Staat dann zahlreiche Königinnen und Männchen, die sich auf Hochzeitsflügen verpaaren. Nur die Königinnen überdauern den Winter und gründen im nächsten Frühjahr neue Staaten. Die sozialen Faltenwespen stellen neben den Bienen die wohl bekanntesten Vertreter aus der Gruppe der aculeaten Hymenopteren. Neben der Hornisse (Vespa crabro) gehören auch die oft als lästig empfundenen Arten Deutsche Wespe (Vespula germanica) und Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) zu den sozialen Faltenwespen. Alle drei Arten legen ihre großen Nester gerne im Siedlungsbereich an und die beiden letztgenannten Arten kommen auf der Suche nach Kohlenhydraten für die Eigenversorgung mit Vorliebe auch an den Kaffeetisch des Menschen. Die Nester werden aus zerkauten und mit Wasser und Sekreten angereicherten Holzfasern geformt, weshalb man bei der Gruppe der sozialen Faltenwespen auch häufig von Papierwespen spricht. Die etwas unbekannteren Feldwespen (Polistinae) bilden nur kleine Staaten mit wenigen Arbeiterinnen. Ihre Nester bestehen lediglich aus einer gestielten Einzelwabe. Als besonders bemerkenswert ist der anhaltende Ausbreitungstrend der Gallischen Feldwespe (Polistes dominulus) zu bezeichnen. Diese Art, von der noch bis vor wenigen Jahren in Norddeutschland kein Vorkommen bekannt war, dehnte ihr Verbreitungsareal innerhalb der letzten Jahre bis nach Dänemark aus.

Die Gruppe der solitären Faltenwespen ist mit weltweit über 3000 beschriebenen Arten deutlich vielfältiger. In Deutschland sind ca. 80 solitäre Faltenwespen bekannt. Die Teilgruppe der Honigwespen (Masarinae) ist lediglich mit einer Art in Süddeutschland vertreten und für Westfalen damit zu vernachlässigen. Die restlichen solitären Faltenwespen werden auch als Lehmwespen (Eumeninae) bezeichnet, da sie oftmals Lehm zum Bau ihrer Brutzellen verwenden. So töpfern die Arten der namensgebenden Gattung Eumenes (Pillenwespen) bspw. kleine urnenartige Lehmzellen, die an Steinen oder Pflanzenteilen befestigt und mit einem Proviant (bei den in OWL vorkommenden Arten Spanner-Raupen) für die Larve gefüllt werden. Auch das Nisten in Käferfraßgängen, Gallen und Stängeln ist in der Gruppe der solitären Faltenwespen verbreitet. Abgesehen von der speziellen Art der Nestanlage (Töpfern aus Lehm) ähnelt die Lebensweise dieser Gruppe sehr stark der der Grabwespen, da auch die solitären Faltenwespen (oft spezifische) Beutetiere zur Versorgung ihrer Larven eintragen. Die Gattung Ancistrocerus ist in Deutschland am artenreichsten (12 Arten) und stellt auch einige der häufisten Vertreter (z.B. Ancistrocerus nigricornis, die auch häufig im Siedlungsbereich anzutreffen ist).